Pfad der Traenen 2 (trail of tears 2)

Wounded Knee 29. Dezember 1890

Wovoka (Foto gemeinfrei)
Wovoka (Foto gemeinfrei)

Die panindianische religiöse Bewegung der Shake-Kirche - eine Mischung aus der alten indianischen Vorstellungswelt und christlichem Glauben - versetzte im Jahre 1890 die Weißen in den Städten der Vereinigten Staaten in helle Aufregung, verkündete doch Wovoka, ein Prophet der Paiute, in seinen Predigten, dass mit dem Zeremoniell des Geistertanzes die alte Ordnung wiederkehren und die Welt aussehen würde wie vor der Ankunft der Weißen. Die Anhänger Wovokas versammelten sich viele Tage, bildeten einen Kreis beteten, sangen und tanzten in Erwartung übernatürlicher Kräfte und die Rückkehr der toten Vorfahren ins Reich der Lebenden, um die alte Welt der Natives wieder aufleben zu lassen. Die Indianerpolizei war gehalten, diesen sog. Geistertanz mit Waffengewalt zu unterdrücken, doch die Aufregung erhielt ihren Höhepunkt als gegen Ende des Jahres 1890, in der Nähe der Pine-Ridge-Agentur, der Versuch misslang, zwei angebliche Rädelsführer der Bewegung festzusetzen und der große Häuptling der Hunkpapa-Lakota-Sioux, Sitting Bull (Tatanka Yotanka) dabei ermordet wurde. Doch vielen Indian Natives gelang die Flucht in die sog. „Badlands“ nach South Dakota. Die blutige Vergeltung, die die amerikanischen weißen Soldaten Sitting Bull 1876 wegen der verlorenden Schlacht am Little Big Horn geschworen hatten, war vollendet worden.  

Sitting Bull (Tatanka Yotanka)
Sitting Bull (Tatanka Yotanka)

Aber der Tod des Sitting Bull genügte ihnen noch nicht.

Der Rückzug der Lakota wurde durch die 7. Kavallerie gestoppt, die unter dem Kommando des Colonel James W. Forsyth stand, der die indianischen Ureinwohner angeblich nach Pine Ridge zurückführen wollte. Man trieb sie zusammen am „Wounded Knee Creek“, von 500 Soldaten umstellt, zu zwei Dritteln Frauen und Kinder, die sich auf den angekündigten Rückmarsch in die Reservation vor. Das geschah am Morgen des 29. Dezember 1890.Als die Soldaten Hotchkiss-Maschinengewehre in Stellung brachten erklärte Forsyth den verängstigten Menschen, die Soldaten seien ihre Freunde und wollten sie beschützen, allerdings müssten sie sich selbst ihrer Waffen entledigen. Dann wurden die wenigen Männer abgesondert, das Lager durchsucht, aber nur wenige Streitäxte, Fleischermesser, Zeltheringe und 40 Gewehre gehörten zur Ausbeute. Tragischerweise löste sich bei der Beschlagnahme der Waffen aus dem Gewehr eines jungen Indianers ein Schuss, Anlass genug für das Militär ein Schnell-Feuer auf die unbewaffneten Menschen zu eröffnen: 300 Männer, Frauen und Kinder, Kranke und Geise fielen diesem Massaker zum Opfer. Unter den 51 Verletzten der Lakota befanden sich vor allem Frauen und Kinder. Zu den Toten zählte auch Big Foot (Sitanka), der stolze Häuptling der Minneconjou-Sioux und 29 Soldaten, die versehentlich von ihren eigenen Kameraden ins Jenseits befördert worden waren.

 

 

Ein Schneesturm zog auf, die Toten verblieben erstarrt in Eis und Schnee und wurden erst zwischen dem 1. und 2. Januar in einem Massengrab bestattet.  

Bigfoot Sitanka (Foto gemeinfrei)
Bigfoot Sitanka (Foto gemeinfrei)
Sitankas im Schnee erstarrte Leiche (Foto gemeinfrei)
Sitankas im Schnee erstarrte Leiche (Foto gemeinfrei)

Wounded Knee 1890 (Foto gemeinfrei)
Wounded Knee 1890 (Foto gemeinfrei)
Massengrab der ermordeten Lakota 1891
Massengrab der ermordeten Lakota 1891


Wounded Knee 1973

AIM-Settlement (Foto gemeinfrei)
AIM-Settlement (Foto gemeinfrei)

Der Marsch nach Washington

 

Wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen 1972 (Bestätigung Nixons im Amt) begaben sich 15oo Abgeordnete der westlichen und südlichen Ghettos und Reservationen auf einen Marsch in drei Kolonnen nach Washington, um konkrete Vorschläge zur Verbesserung ihrer misslichen Lage vorzulegen.

Ein Angehöriger der Oglala-Sioux, Vernon Bellekourt, sagte dazu:“ Die größte Armut in den Vereinigten Staaten herrscht unter den Indianern“. Mit einer Arbeitslosenziffer von 47 %, einer Lebenserwartung von 42 Jahren und mit einer zu 85 % unzulänglichen Wohnsituation in zerfallenden Häusern, stellte sich eine menschenunwürdige Lebensituation der Ureinwohner dar. Der Landraub der weißen Regierung kam zur Sprache: Während die Indianer noch im Jahre 1887 135 Millionen Morgen Land besaßen, gehörten ihnen 1972 nur noch 55 Millionen, deshalb forderten sie die Rückgabe von weiteren 55 Millionen Morgen. Ebenso forderten sie die Bestätigung von 371 Verträgen, die mit den Indianern in den letzten 200 Jahren geschlossen und immer wieder gebrochen worden waren. Weiterhin erhoben sie Anspruch auf Regierungsgelder zum Bau von 100.000 Wohnungen und zur Einrichtung von 100.000 Arbeitsplätzen und Gesundheitsfürsorge und Bildungsmöglichkeiten in den Reservationen. Das Versprechen der Regierung, den Indianern zu helfen, wurde abermals gebrochen, 113.000 Dollar für indianische Schulen wurden gestrichen, unter dem Vorwand der Beschädigung des BIA (Bureau of Indian Affairs) und die Beschlagnahme von Akten durch die aufmüpfigen Natives.

 

Das Massaker vom Wounded Knee, die miserable Behandlung der Indianer durch die Regierung (und ihre öffentlichen Organe) bis ins 20. Jahrhundert, die immer wieder gebrochenen Versprechungen und Verträge veranlassten im März 1973 200 Indianer im Morgengrauen in Wounded Knee einzudringen und sich dort in der kleinen Kirche und fünf Häusern zu verbarrikadieren. Diese Aktion der amerikanischen Indianerbewegung (AIM, American Indian Movement) und der bewusst gewählte Ort erregten weltweit ein großes Aufsehen, zumal gleichzeitig Sioux-Häuptlinge bei der UNO einen Protest gegen die Unterdrückung ihres Volkes einreichten, noch nicht einmal die Stammessprache durfte in den Reservations-Schulen gelehrt werden!

 

Wounded Knee, der Ort des Massakers von 1890, war gewählt als Fanal dafür, dass der damals gebrochene Widerstand der Indianer nun in eine Bereitschaft gemündet war, mehr denn je für ihre Rechte einzustehen und zu kämpfen. Die Polizei umstellte „Wounded Knee“ mit Panzerfahrzeugen, in der Ausführung des Befehls „aushungern“. Zwar mussten die Behörden, wegen zahlreicher Proteste, ein Nachgeben vortäuschen, doch schossen die Soldaten auf alles, was sich in Wounded Knee bewegte, aus Wut darüber, dass die Sioux auf der Erfüllung ihrer Forderungen bestanden. Sie hatten sich mit 11 Geiseln verschanzt, die sich aber nach mehrtätiger Belagerung mit den Indianern solidarisierten, während zur gleichen Zeit in New York vor dem UNO-Gebäude die Vertreter der mächtigen Stämme der Sioux, Cherokee, Navaho und Winnebago demonstrierten. Mit dieser mutigen Demonstration der Indianer 1973 waren sie in eine neue Phase ihrer Geschichte eingetreten.

 

 

Wounded Knee group 1973 (Foto gemeinfrei)
Wounded Knee group 1973 (Foto gemeinfrei)
Wounded Knee 1973  (Foto gemeinfrei)
Wounded Knee 1973 (Foto gemeinfrei)

Die "modernen" Indianer der U.S.A.

Badlands South Dakota
Badlands South Dakota

Indianer der USA ab dem Jahre 2000

 

Die vielen Vorhaben der Reservationsindianer, ihr karges Einkommen, die mehr als kümmerlichen Lebenssituationen durch die Teilhabe an den Energiereserven, die im Boden der unfruchtbaren Ebenen lagerten, aufzubessern. Doch, was sehr vielversprechend begann endete unglücklich, da die Weltmarktpreise für Öl und Kohle wieder sanken, durch den Kohletagebau war die Landschaft zerstört, das Trinkwasser durch Uran verseucht. Eine neue Einnahmequelle musste her: Sehr günstig zeigte es sich dabei, dass das Land der Reservate zwar auf dem Gebiet der USA liegt, aber nicht den Gesetzen der Bundesstaaten unterstellt ist, und deshalb entschlossen sie sich, auf ihrem Land, in der Nähe der Städte der Weißen, steuerfrei Zigaretten und Benzin zu verkaufen. Der steuerfreie Erlös sollte eigentlich nur den Indianern zugute kommen, weshalb die Polizei versuchte, den „Schmuggel“ zu unterbinden.

 

Ein neue Geldquelle wurde gefunden, die klugen Köpfe unter den Häuptlingen, sie errichteten in ihren Reservationen Spielkasinosa, das Bingospiel wurde der Renner. Vergeblich versuchten verschiedene Bundesstaaten diese Bestrebungen zu unterbinden, während die Bundesregierung sie unterstütze und förderte, u.a. mit der Verabschiedung eines Gesetzes im Jahre 1988, das das Betreiben von Spielkasinos in den Reservaten regelt. Es entstanden daraufhin auf dem alten Indianerland riesige Bingopaläste, die z.T. mehr als 100 Millionen Dollar erwirtschafteten. Sogar kümmerliche Reservate, die von ihren Stammesangehörigen wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage fast verlassen worden waren, erholten sich wieder und werfen heute durch das Bingospiel riesige Gewinne ab.  

Kontraste, ind. Behausung in Pine Ridge
Kontraste, ind. Behausung in Pine Ridge
Casino in Pine Ridge
Casino in Pine Ridge

Das Volk der heiligen Pfeife, die Lakota, heute

Arvol Lookinghorse, Träger der hl. Pfeife, Chief der Lakota, Dakota und Nakota
Arvol Lookinghorse, Träger der hl. Pfeife, Chief der Lakota, Dakota und Nakota

Immer noch lastet das Unglück der Vergangenheit auf diesem Reservat, 85 % der Bevölkerung sind arbeitslos. Die Suizidrate ist viermal so hoch wie im Landesdurchschnitt; denn es gehört zu den

ärmsten Gegenden der Vereinigten Staaten. Etwa 75 % der Haushalte von Pine Ridge sichern sich ihren Lebensunterhalt durch die traditionellen Formen der „Subsistenzwirtschaft“, wie z.B. das Sammeln von Wildfrüchten, Wurzeln und Samen oder mit der Jagd auf Kleinwild, seltener durch Gartenbau, in erster Linie zur Selbstversorgung, aber auch im Verkauf an andere Lakotafamilien oder in den Städten der Reservate.

Und dennoch:

Arvol Lookinghorse, der Träger der heiligen Pfeife der Lakota (in der 19. Generation), sprach einmal sehr ausführlich über die Heiligkeit des Landes seines Volkes. Er war gelehrt worden, dass das Sternenvolk zu den Black Hills seines Volkes kam und ihnen die heilige Pfeife gab, dessen Träger er nun ist.

 

Arvol sagt: „Unsere heiligen Stätten sind konfisziert worden, unser Volk wurde daran gehindert, an diesen Orten zu beten. Diese Leere in unserem spirituellen Leben hat eine starke Auswirkung auf alle Nationen, die sich auf Mutter Erde befinden. Der Zugang zu diesen heiligen Stätten muss uns wieder erlaubt sein, damit auch weiterhin alle Nationen auf Mutter Erde existieren können und damit Frieden und Harmonie herrschen."