Europaeische Wolfsrudel - Canis lupus lupus in Zahlen

Wanderer an Amarok

Wikipedia c) Matthias Schmeiß
Wikipedia c) Matthias Schmeiß

 

Höre und sieh hin Amarok, was ich – der Wanderer - über das Schicksal der Wölfe im 19. Jahrhundert zu berichten weiß und über die „neuen“ Wolfspopulationen:

 

Schau nach Ascheberg/NRW, dort steht ein Denkmal für einen Wolf, den letzten der dort frei lebenden Wölfe im Jahre 1835, und die Saarbruecker Zeitung weiß in einem Bericht in 2012 vom Abschuss des letzten Wolfes im Jahr 1900 zu berichten. Zum 1. Mai tritt dem damaligen Jagdaufseher Jakob Bohn aus Wallerfangen in der Nähe von Lisdorf ein Wolf vor die Flinte – sein Schuss trifft. Der Tod dieses Wolfes, dem letzten des gesamten Rheinlandes, bildete den Abschluss einer Jahrzehnte langen unrühmlichen Hatz gegen die Wölfe im 19. Jahrhundert. Dieser letzte Wolf war getötet worden in einem Gebiet zwischen Mosel und Saar, das im 19. Jahrhundert geradezu berüchtigt für seine Wolfsrudel war, so dass die französische. Truppen die Saarregion sogar als „Land der Wölfe“ bezeichneten. Berichte aus dem 17. Jahrhundert bezeugen eine vermeintliche Wolfsplage mit der Maßgabe für die Bauern in Dillingen, nur mit Gewehren und Heugabeln bewaffnet ihre Felder zu bewirtschaften, um einem eventuellen Angriff der Woelfe entgegen treten zu können. 

Zunächst unter französischer Herrschaft, dann unter preußischer setzte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die systematische Verfolgung und Tötung der Wölfe ein, die durch den Einsatz von Abschussprämien (bis zum Jahre 1885 durch die preußische Regierung) den Jägern zu lukrativen Nebeneinkünften verhalf: Prämien um 1875: 36 Mark für eine erlegte Wölfin, 30 Mark für einen männlichen Wolf und 12 Mark für ein Jungtier. Dieses Tötungssystem zeigte Wirkung:: 2218 Wölfe wurden binnen 84 Jahren im Regierbungsbezirk Trier zur Strecke gebracht, 278 davon alleine im Kreis Saarlouis! Ab 1870 zählte der Wolf nicht mehr zum sog. „Standwild“, nur noch vereinzelte Tiere „verirrten“ sich in das Gebiet zwischen Trier, Metz und Saarbrücken, wie möglicherweise auch der Letzte seiner Art, der am 1. Mai 1900 getötet wurde.

allaboutwolves free photo
allaboutwolves free photo

 

Nach nunmehr 114 Jahren kehren die Wölfe zurück, genießen einen besonderen Schutz und erobern sich ihre einstigen Habitate zurück, in den geschützten Naturparadiesen Deutschlands und Polens, in den Bergen der wildreichen Ardennen, Abruzzen, Apenninen, der Pyrenäen und der Alpen... Aber sie müssen neuen Gefahren standhalten, erkennen, welches Unglück auf den Straßen droht, die die einstigen dichten Wälder zerschneiden....Heute droht den wandernden Wölfen, die Europa auf der Suche nach Partnern durchqueren, eher der Tod auf Schnellstraßen und Autobahnen als durch einen gezielten Büchsenschuss!

 

 

Und so entwickelten sich die einzelnen Populationen seit dem Jahre 2000 (mit der Geburt der ersten Welpen in Deutschland): 

 

Mitteleuropäische Flachlandpopulation:

 

Seit dem Jahre 2005, in dem für Deutschland sechs und für Westpolen 13 erwachsene Wölfe gezählt wurden, ist eine erfreuliche Kontinuität der Zuwachsrate zu verzeichnen: 2012 in Deutschland: 14 Rudel und 3 reviertreue Paare, in Polen 22 Rudel und Paare, mit einer Schätzung von 150 adulten (erwachsenen) Tieren. Die konkreten Zahlen aus dem Jahre 2013 beweisen einen Zuwachs auf 24 Wolfsrudel bzw. -paare und vier Einzelwölfe, in Polen etablierte sich ein Bestand von 26 Wolfsfamilien.

 

 

Alpine und italienische Wolfsfamilien

 

Auch in Italien und im Alpenraum waren die Wölfe nahezu komplett ausgerottet worden, nur ein verschwindend kleiner Bestand von 100 Wölfen überlebte in der Wildnis und Unnahbarkeit der Abruzzen. Der Bestand erholte sich wieder, seit die Art um 1970 unter besonderen Schutz gestellt wurde, und breitete sich im gesamten Apennin aus (Bestand etwa 1000 Tiere, Tendenz leicht steigend) und 1985 wurde erstmals ein Wolf aus dem Apennin in den italienischen und 1987 in den französischen Alpen nachgewiesen. 1992 erfolgte hier die erste Rudelbildung, 1995 gelangten die Wölfe in die Schweizer Alpen. Schließlich zählte man im Winter 2010/2011 um südwestlichen Alpenraum 37 Wolfsrudel – 16 in Frankreich, 14 in Italien und man geht mittlerweile von 250 bis 300 Tieren in den Alpen aus mit weiteren Rudelbildungen in der Schweiz seit 2012 und in den östlichen italienischen Alpen (seit 2013).

 

 

Skandinavische Population

 

Sehr klein ist die skandinavische Population und gilt aufgrund ihrer geringen genetischen Vielfalt als äußerst gefährdet und wird für Schweden und Norwegen mit insgesamt etwa 180 Tieren angegeben (2008). Dabei geht der Bestand der frei lebenden Wölfe Skandinaviens auf nur drei Gründertiere aus der finnisch-russischen Population zurück. Allerdings wurde die genetische Problematik durch eine Zuwanderung aus der finnisch-russischen Population in jüngster Zeit entschärft. Im Winter 2012/2013 zählte man in Schweden 30 Rudel und 20 reviertreue Paare gezählt, in Norwegen drei Rudel und vier Paare. Fünf Rudel und zwei Paare lebten in grenzüberschreitenden Revieren, so dass die Gesamtzahl der skandinavischen Population auf 380 (+/- 30) geschätzt wird.

 

 

Karelisch-baltische Population

 

Zwar wurden in den Jahren 2010/2011 zwischen 800 bis 1000 Wölfe in Estland, Lettland und Litauen angenommen, doch wird an anderer Stelle diese Population mit einer Gesamtzahl von 4300 angegeben.

 

 

Karpatische Population

 

Erfassungsprobleme lassen keinen konkreten Nachweis zu, doch gilt der Bestand von ca. 3000 Wölfen als gesichert. Der Schätzung von etwa 200/300 Wölfen in der Slowakei steht die offizielle Angabe von 1823 Tieren im Jahr 2010 gegenüber. In Rumänien leben etwa 2300 bis 2700 Wölfe in Ostpolen etwa 250, in Ungarn und der Tschechischen Republik wandern nur gelegentlich Einzeltiere.

 

 

Dinariden-Balkan-Population

 

Auch hier leidet die Erfassung unter Schwierigkeiten. Der offiziellen Angabe von 2200 bis 2500 Wölfen stehen 32-43 Tiere in Slowenien, 50 Rudel bzw. 168 bis 219 Tiere in Kroatien, 650 in Bosnien und etwa 1000 in Bosnien (gesamt ca. 2900) gegenüber und den offiziellen Angaben von 2370 widersprechen die Schätzungen von 267 in Mazedonien, etwa 800 in Serbien, mind. 700 in Griechenland und 200 bis 250 in Albanien (gesamt etwa 2000).

 

 

Iberische Population

 

Sie stammen aus den französischen Seealpen, die Wölfe, die mittlerweile in die katalanischen Pyrenäen in das Gebiet des Naturparks Cadì-Moixeró von Norden nach Spanien vorgedrungen sind, das einige hundert km östlich des bisherigen Hauptverbreitungsgebietes liegt, das im Osten bis Soria reicht. Die Gesamtzahl von 2400 Tieren, ergibt sich aus 2000 Wölfen in Spanien und 400 in Portugal. Der isolierte, rückläufige Bestand in der Sierra Morena ist von 63-77 Tieren im Jahr 2005 auf ein Rudel geschrumpft.

 

allboutwolves free photo
allboutwolves free photo

 

Es soll hier nicht verschwiegen werden, dass trotz des strengen Schutzes der Wölfe und des Abschussverbotes seit 1990 es immer wieder zu illegalen Tötungen von Wölfen durch Jäger (15 Wölfe durch Abschuss, Fallen) gekommen ist, neun alleine seit dem Jahr 2000! Dies könnte daran liegen, dass in manchen Bundesländern die Tötung von Haustieren im Wald noch erlaubt ist und die meisten der Jäger wohl Wölfe von Schäferhunden nicht unterscheiden können. Deshalb ist das Tötungsverbot von Haustieren (mit Leinenpflicht für Hunde im Wald) wie im Saarland seit 1.4.2014 per Gesetz angeordnet, ein probates Mittel, um nicht nur den Schutz der Haustiere, sondern auch den der Wölfe (und Wildkatzen) zu gewährleisten.

 

Spätestens seit man in Dänemark einen toten besenderten Lausitz-Wolf (750 km entfernt) gefunden hat, einer der Nochtener besenderten Wolfsrüden im Jahr 2009 Litauen erreichte und einer der getöteten Wölfe der vergangenen Jahre aus Italien stammte, ist es klar und gesichert, dass Wölfe Deutschland und ganz Europa durchwandern, um einen Partner zu finden und ein neues Rudel zu gründen. Sie sind leise unter uns, beobachten uns und lernen alles Neue über diese Welt und lehren uns, mit der Natur und ihren wilden Mitgeschöpfen zu leben.