Tina - Selbstbewusstsein, Stolz und Mut - eine Hommage

Als ob es gestern gewesen wäre...

Wie es war als du zu uns gekommen bist. Zwei Damen brachten dich von Karlsruhe zu uns nach Hause. Der französische Tierschutz hatte dich aus einer üblen Tötungsstation gerettet und bis zur Grenze gebracht, dort warst du von engagierten deutschen Tierschützern in Empfang genommen worden, wir hatten dein Foto im Internet gesehen. Welch ein Segen.

Ich saß im Wohnzimmer auf der Couch, du bist hereingekommen und hast dich vor meine Füße unter den Tisch gelegt, und nun durfte dich die Dame, die dich die ganze Zeit betreut hatte, nicht mehr anfassen, du hast geknurrt. Ich habe dich verstanden, du wolltest bei mir bleiben und nicht mehr weggehen.

Man sagte uns, dass du 3 Wochen nicht mehr richtig dein Futter essen wolltest. Ich habe dir welches gegeben und du hast deinen Napf schnell geleert.

Wie schmal du gewesen bist, du mit deinem strengen, alles erforschenden Blick. Aber, wenn du mich gesehen hast, ging ein Lächeln über dein Gesicht. Deine Beine wiesen damals noch etliche kaum verheilte Wunden auf. Man sagte, es seien die anderen Hunde („Kosovo-Rambos“) gewesen, die zur Erziehung als Vorbereitung für ein Leben in einer Familie ebenfalls dort gelebt haben.. Sie waren schnell verheilt mit etwas Zinksalbe. Als sich deine Retterin verabschiedete, gab sie dir einen Kuss und sagte:“Du hast mir nur Freude gemacht“.

Als die Tierschützerinnen gegangen waren – ich saß im Wintergarten – da kamst du, bist auf den Korbsessel neben mir gesprungen und hast mich fragend angesehen. Ich sagte:“Ja, du bleibst hier, jetzt bist du zu Hause“. Damals warst du zweieinhalb Jahre alt (oder auch etwas mehr). Du hast noch auf französische Worte/Befehle reagiert, ich habe sie dir in deutscher Sprache beigebracht, vor allen Dingen nicht in Reifen zu beißen bzw. rollende Räder. Das haben wir ganz einfach mit dem Mülleimer trainiert, ich habe ihn gefahren und du wolltest in die Räder beißen, ich sagte „nein“ und du hast abgelassen. Du hattest es schnell begriffen, dass das nicht erlaubt ist.

Und wir haben schnell begriffen, dass du keinesfalls bei Gewitter in den Garten darfst, Du  bist fast in die Wipfel der Thujas gesprungen, weil du die Donner und Blitz bekämpfen wolltest. Und an Silvester 2008 stellten wir fest, dass du keine Angst vor Raketen und Böllern hast, du wolltest die sprühenden Fontänen im Garten wegtragen.

Du kanntest keine Furcht, vor nichts und niemand und warst mir/uns die treueste Begleiterin, liebtest die langen Wanderungen durch die Wälder unserer Heimat wie wir. Tag und Nacht warst du an meiner Seite, wenn ich etwas besorgen musste, habe ich es dir gesagt und habe dich nie enttäuscht. Wie oft hast du dich auf die Couch neben mich gesetzt und mir einem feuchten Schmatz gegeben. Nur einmal hast du versucht, ein Spielzeug zu zerstören: Du hast einem Stoffhund die Ohren abgerissen. Ich habe sie wieder angenäht und du hast daneben gesessen und zugeschaut. Danach hast du nie wieder etwas kaputt gemacht. Nie hast du das Essen der Menschen vom Tisch genommen. Ich konnte in der Küche werkeln, das Telefon abnehmen oder zur Tür gehen, es blieb alles immer unberührt. Du akzeptiertes auch keine anderen Hunde in meiner/unserer Nähe, außer Aika, die gegenüber wohnte und ab und an zu Besuch kam. Irgendwann sollte sie ein halbes Jahr bei uns bleiben, es wurde daraus der Rest ihres Lebens. Wie gut ihr euch verstanden habt! Küsschen hast du ihr gegeben und ihr deinen Schlafplatz überlassen und Aika hat viel von Dir gelernt. Sie, die es liebte, in ihrem damaligen Zuhause Plüschtiere zu zerfetzen, Essen vom Tisch zu klauen (sogar einen Kuchen) hat bei uns in ihrem neuen Heim, nie ein Spielzeug zerstört, nie mehr Essen vom Tisch genommen. Ab diesem Zeitpunkt habt ihr alles zusammen gemacht, draußen und drinnen – bis ...vor fünf Monaten . Aika ging über die Regenbogenbrücke und du bist über diesen Verlust nicht hinweggekommen. Allen weißen Hunden hast du nachgesehen und die blieben stehen, irgendetwas musst du ihnen übermittelt haben. Ihr Mitgeschöpfe habt so feine Sensoren, ihr versteht alles, ihr wisst so viel. Wir könnten so viel von euch lernen, ich habe ebenfalls besonders von dir sehr viel gelernt! Nie warst du krank gewesen – aber Aikas Verlust hat nicht nur uns, sondern auch dich tief getroffen. Du warst alt geworden, deine Gesichtshaare hatten sich weiß gefärbt – an Menschenjahren älter als ich, und du warst stolz und selbstbewusst bis zum Schluss. Zum Abschied habe ich Dir leise gesungen, wie ich Aika vor fünf Monaten gesungen habe, ich habe Dir einen letzten Kuss gegeben und Du hast mir wieder einen gegeben...

Tränen über Tränen...

  

Aber ich weiß es, am Ende meiner Zeit, wenn ich hinab in die Barke der Sonne steige, dann bist du bei mir – wie alle anderen Seelen, die mich/uns je begleitet haben – nichts geht verloren – du bist da!