Totemtier Wolf

Ich, Amarok, der Wolf - das Krafttier

„Alle Tiere haben Mächte in sich, der Große Geist wohnt in allen,
auch in der kleinen Ameise, in einem Schmetterling - auch in einer
Blume, einem Baum, einem Felsen“ (Petaga Yuha Mani, Sioux)

Erinnere dich, oh Wanderer, an die Zeit unserer gemeinsamen
Wanderungen,
an die Zeit,
da du eins warst mit der Natur und
den Mitgeschöpfen...
da Du keine wesentlichen Unterschiede zwischen
meiner Art und der Deinen gesehen hast...
an die Zeit,
da du mich und die Meinen für Wesen
hieltest, die mit übernatürlichen Kräften ausgestattet sind ...
da du davon überzeugt warst, dass wir - Eure älteren
Geschwister der Evolution - genau wie Ihr -
in Stämmen und Geschlechtsverbänden leben...
Sie scheint entrückt die Zeit
und doch liegt sie sehr nahe, in unserem Wesen in unserem Blut...
Was dachtest du vor 7000 Jahren,
als du mich zu deinem Totemtier erwählt hattest?!
„Totem“ ein aus der Objiwe-Sprache abgewandeltes Wort
(ototeman = blutsverwandte Geschwister) und signalisiert
eine Verwandschaft zwischen den Wesenheiten.
Fühltest du in mir das soziale Wesen, wie du eines bist,
das seine Familie liebt und für sie sorgt?
Welche Stärke ahntest du in mir und den Meinen,
eine Stärke, so mächtig, so stark - ein Krafttier,

dessen Schutz du erbeten, gefordert, gewünscht hast,
ein Krafttier, das nur für dich zuständig ist,
Heilig war ich dir, heilige Regeln und Tabus forderte
der Umgang mit dem Totemtier, das weder getötet,
noch verletzt, noch gegessen werden durfte.
Dir angeboren war ich, vom Vater oder von der
Mutter vererbt und du wusstest, dass du in den
verschiedenen Lebenslagen mit meiner Hilfe rechnen
durftest...

Nicht die nötige Achtung dem Totemtier entgegen
zu bringen, zählte zu den Tabus - um mich nicht zu
beleidigen, verwandten viele Völker deiner Art
Tabunamen wie die Esten, die mich „Hirte“, „Lang-
schwanz“ oder „Onkel“ nannten, die Litauer „Feldgeist“
und die abchasischen Jäger „glücklicher Rachen“.

Welche große Verehrung, in uns die Reittiere von
Göttern zu sehen, von Odin und den Riesinnen, die
von Geri und Freki getragen wurden und dem alten
einäugigen Göttervater auch im Kampf treu zur Seite standen,
ihr Heulen prophezeite den Sieg.
Sogar einen Wolf selbst aufgezogen hatte Odin, Fenris, der
sich mit seinem Sohn Tyr recht gut verstand und der verant-
wortlich sein wird für die Götterdämmerung, das Ragnarök -
das Weltenende...

Unser starker Familiensinn beeindruckte die keltischen
Druiden außerordentlich, und sie nahmen uns als Totem
für die Gemeinschaft, wir sollten sie beschützen und durch
schwierige Zeiten führen. Die Monate Januar und Februar
bezeichneten sie als Wolfszeit, die Zeit in der die Druiden
Reisen in die Anderswelt unternahmen, um neue Ziele und
Hoffnungen für die Gemeinschaft zu erfahren; denn sie
schätzten unsere magischen Kräfte und die Verbindung zum
Mond und wussten,  dass wir nie die Orientierung verlieren und
in guten, wie in schlechten Zeiten immer zum Wohle aller
handeln.

Es gab eine Zeit, da beerdigten verschiedene Völker einen
toten Wolf genau mit den gleichen Riten, wie sie ihre
menschlichen Verstorbenen bestatteten, mit der gleichen Ehr-
erbietung - wie z.B. die Athener, die jedem getöteten Wolf
ein großes Begräbnis ausrichteten, die Usbeken begruben
getötete Wölfe in der Erde, die Jakuten wickelten ihn
in Heu und hängten ihn in einen Baum, die Bestattungsart
jener Zeit für alle Taigabewohner.

Du erinnerst Dich, Wanderer?

Die Phantasie des Volkes der Inuit (Eskimos) erschuf einen
riesigen Wolf, einen Nachtwanderer und Einzelgänger, der jeden,
der nachts alleine wanderte oder auf die Jagd ging, jagte, 

tötete und verzehrte....sein Name war/ist - du weißt es,

aus langst vergangenen Tagen...

A M A R O K