Sonnentanzplatz
Sonnentanzplatz

Die Lieder der alten Lakota,         Tl 2.A

Wiwanke Wachipi - der Sonnentanz, 1. Teil

Artemisia gnaphalodes Nutt.
Artemisia gnaphalodes Nutt.

Wenn der Beifuß, die alte sog. Mutter der Heilpflanzen, inmitten des Sommers seine würzigen Blüten zeigte, die Felsenbirnen reiften und die Bäume in vollem Laub standen, rüsteten die Lakota zum Vollmond des Mittsommers zu ihrem ältesten und einzigen religiösen Fest, dem Sonnentanz, jenem Tanz, der die Bereitschaft der jungen Männer zeigte, freiwillig sich blutigen, qualvollen Torturen zu unterwerfen, um zu demonstrieren, dass sie bereit waren, 4 Tage und Nächte ohne zu trinken und zu essen, an den Pfahl inmitten des Sonnentanzplatzes durch ein Piercing entweder in Rücken oder Brusthaut verbunden zu sein, um auf eine besondere Weise sich den Leiden der Frauen zwischen Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt verbunden zu wissen. Manche tanzten für eine leichtere Geburt des Kindes, das erwartet wurde. Manche für Gesundheit der Familie, des Stammes, und manche gar als Buße für ein heimliches Vergehen. In früheren Zeiten galt der Tanz insbesondere einem guten Jahr und für reiche Jagderfolge

Sonnentanzplatz
Sonnentanzplatz

Der Sonnentanz-Platz wechselte von Jahr zu Jahr, aber jedes Stammes-Mitglied wusste über den Ort Bescheid, und so eilten die einzelnen Stammesgruppen aus der Prairie herbei, manche sogar aus großen Entfernungen, um der Zeremonie beizuwohnen, und jede Gruppe errichtete ihre Tipis in dem für sie üblichen Teil des Lagerkreises des Stammes und ebenso errichtete jede Gruppe ihre eigene Schwitzhütta in der Nähe ihres Lagerplatzes, den Teilnehmern des Tanzes waren sie zugedacht. Ein größeres Tipi wurde errichtet, in dem sich die Tänzer vor und nach der Zeremonie versammelten.  

Sweat-Lodge - Schwitzhütte, Gerüst
Sweat-Lodge - Schwitzhütte, Gerüst

Der Beifuß wurde zur Vorbereitung auf das Ritual der Schwitzhütte, der sog. Sweat Lodge (Inipi), in Vorbereitung auf den Sonnentanz benötigt, der dazu erforderliche Büffelschädel wurde dabei auf Beifuß (Artemisia gnaphalodes Nutt.) gebettet. Das Ritual der Schwitzhütte zur Gesunderhaltung und Heilung gehörte zu den 7 heiligen Ritualen, die einst Whope (Schönheit), die weiße Büffelkalbfrau, den Lakota geschenkt hatte. 104 Tabakbeutel in den Farben der 4 Himmelsrichtungen werden in der Hütte aufgehängt, jede Farbe bedeutet je eine Himmelsrichtung und hat ihre spezielle Bedeutung.

Medizinrad der Lakota
Medizinrad der Lakota

Die Zahl 4 ist den Lakota heilig und beinhaltet die 4 Himmelsrichtungen als auch die Farben für diese Himmelsrichtungen, als Lebensaspekte und Funktionen:

 

 

 

Der Osten: GELB – Sonne & Feuer, Repräsentiert oder „IST“ die Urenergie, Spiritueller Aspekt: Erleuchtung
Der Süden: ROT – Wasser, Pflanzen, Energiegeber – ABGEBEND, Emotionaler Aspekt: Vertrauen & Unschuld
Der Westen: SCHWARZ – Erde & physische Aspekte – SUMME der ENERGIEN, Mentaler Aspekt: Innenschau
Der Norden: WEISS – Luft, Energieempfänger – AUFNEHMEND, Mentaler Aspekt: Weisheit und Verstand

Link zu Initi und Inipi
Link zu Initi und Inipi

Die Zahl 4 spielte auch in den Wochen vor dem Sonnentanz eine Rolle; denn 4 Wochen vor dem Fest beteten die „Wakaŋ'haŋ“ (Medizinmänner),um schönes Wetter, sangen, verbrannten Süßgras und boten ihre Pfeifen den 4 Himmelsrichtungen dar. Vor dem Verbrennen des Süßgrases bereiteten ein. Medizinmann einen Platz aus bloß gelegter Erde vor und legten einige glühende Kohlen mittig dieses Platzes, nahm dann ein Büschel des Süßgrases, bot es Himmel und Erde sowie den 4 Himmelsrichtungen dar und sengte es auf den Kohlen an. Das rauchende Büschel wurde abermals Himmel und Erde und den 4 Himmelsrichtungen dargeboten. Die Legende berichtet, dass diese Bemühungen der Medizinmänner immer durch Erfolg gekrönt wurden und dass noch nie während eines Sonnentanzes Regen gefallen sei.

Lied zur Versicherung des schönen Wetters:

 

Möge die Sonne gut aufsteigen,

möge die Erde erscheinen,

hell beschienen.

 

Möge der Mond gut aufsteigen,

möge die Erde erscheinen,

 

hell beschienen.