Canis lupus Dingo - Der Wolf Australiens

Wolfsbrüder der Traumzeit

Uluru Wikipedia c) Leonard G.
Uluru Wikipedia c) Leonard G.
Canis lupus dingo Wikipedia c) Benjamint 444
Canis lupus dingo Wikipedia c) Benjamint 444

Es ist ein merkwürdiges Land, ja ein Kontinent, in den du mich jetzt begleiten sollst als Wanderer in Wolfsrevieren. Dort, in jenem Land der Besonderheiten, dem 5. Kontinent, leben sie schon lange – die braun-rot-, manchmal auch weißfelligen, seltener auch schwarzen Hundeartigen - Dingo genannt. Vor langer Zeit waren sie eure Begleiter – Wanderer - schon vor 6000 bis 10000 Jahren, wie eure Wissenschaftler annehmen.

Seien es die kargen Landschaften des Outbacks oder die schneebedeckten Gipfel der „Snowy Mountains“, überall leben sie - jagen sie, die wilden Hunde, die vermutlich mit den Zweibeinern - den Aborigines - aus Indien bzw. Hinterindien/Thailand den Kontinent betraten und selbst wahrscheinlich von den aussterbenden indischen Wolfsbrüdern (Canis lupus pallipes) abstammen. Sie hatten sich ihnen angepasst, den Menschen der Traumzeit, die in den ungeschriebenen, aber wirksamen Gesetzen der Natur und des Kosmos lebten (und leben), hatten mit ihnen einen Pakt geschlossen, in enger Gemeinschaft.

Als die Menschen sich änderten, andere deiner Art – Wanderer – diesen Kontinent besiedelten, die wenig von den Gesetzen der Natur und des Kosmos wussten, änderte sich auch allmählich das Verhalten dieser Wölfe. Sie sonderten sich wieder von den Menschen ab, nahmen fortan als „wilde Hunde“ wieder auf gewisse Weise ihr wölfisches Leben auf. Und doch blieb ihnen das Wissen über das Wesen der Menschen bewahrt ...

Schau dir seinen breiten Kopf an, die spitz zulaufende Schnauze und die Stehohren und im Vergleich zu gleich großen Haushunden den flacheren Schädel, die längeren, kräftigeren Zähne  und den längeren Fang. Was wäre zu seinem Steckbrief noch zu sagen: Dass er von der Nase bis zur Schwanzspitze 117 bis 122 cm misst mit einer Schulterhöhe von 52 – 60 cm, dass die Dingos zwischen 15 bis 20 kg wiegen bzw. auch schwerer sein können, sie über kurzes Fell verfügen, in Dichte und Länge je nach den klimatischen Verhältnissen unterschiedlich, oft zweifarbig mit kleinen weißen Markierungen an Maul, Brust, Beinen, Pfoten und Schwanzspitze. Besonders zu bemerken, dass Beine etwa die Hälfte der Gesamtlänge von Körper und Kopf betragen, aber die Pfoten schon allein 1/3 der Beine ausmachen. Ein Größenunterschied ist auch im Verhältnis der größeren Wolfsbrüder des Nordens und Nordwestens zu der der kleineren Art Zentralaustraliens und des Südens festzustellen.

Dingo Wikipedia c) Quatl
Dingo Wikipedia c) Quatl

Du fragst dich wie sie ihre Kinder aufziehen, wie es bei ihnen mit dem sozialen Verhalten aussieht: Nun, einmal im Jahr pflanzen sich die australischen Wölfe (offiziell auch Wildhunde genannt, je nachdem welche Interessen hinter der Bezeichnung stehen) fort (fortpflanzungsfähig ab 7 Monaten), wobei die Paarungszeit zwischen März und Mai liegt (andere Quellen benennen April bis Juni), die Tragzeit 61 bis 69 Tage beträgt mit einer variierenden Wurfgröße von 1 bis zu 11 Welpen, in der Regel aber von 5 Welpen. Erstmals im Alter von drei Wochen verlassen die kleinen Dingos ihre Wurfhöhle, die meist unter der Erde liegen – und verlassen sie endgültig im Alter von 8 Wochen, Höhlen in großer Vielfalt wie z.B. in vergrößerten Kaninchenbauten, unter Spinifex-Grasbüscheln, in Baumhöhlen, unter Geröll trockener Flussbetten, zwischen hervorragenden Baumwurzeln, in erweiterten Waran- oder Wombathöhlen. 3 km im Umkreis der Höhle umherstreunend, werden die kleinen Dingos bei Erweiterung der Erkundungszüge in der Regel von älteren Rudelmitgliedern begleitet. Ja, das ganze Rudel beteiligt sich sogar bei der Umstellung der Jungen auf feste Nahrung im Alter von 9 bis 12 Wochen. Es lehren die Elterntiere durch ihr Verhalten und die Jungen lernen durch Beobachtungen, und dann erlangen sie auch ihre Selbständigkeit im Alter von 3 bis 6 Monaten oder verlassen mit der nächsten Paarungszeit freiwillig nach einem Jahr den Familienverband.

Bemerkenswert: Das weibliche Leittier tötet oft die Welpen der Wölfinnen niederen Ranges, was wohl aus der Notwendigkeit geschieht, einer Überpopulation vorzubeugen, um dem Rudel ausreichende Nahrungsquellen zu sichern.

Und wenn du dich immer noch fragst, Wanderer, ob Dingos „wilde Hunde“ oder Wölfe sind, dann wisse, dass sie ihre Beute vorwiegend durch den bei Wölfen üblichen Kehlbiss töten und sie nicht zu Tode schütteln, wie es Hunde zu tun pflegen. Gleich den Wölfen eher nachtaktiv (vorwiegend in wärmeren Regionen Australiens, in den kälteren auch tagaktiv), meistens aber zum Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang jagend, zeigen sie sich in der Beutewahl hauptsächlich als Spezialisten (80 % der Nahrung aus 10 Arten: Rotes Riesenkänguruh, Sumpfwallaby, Spaltfußgans, Fuchskusu, Langhaarratte, Flinkwallaby, Wildkaninchen und Nacktnasenwombat), aber unter regionalen Prämissen feucht-heißer Regionen bis hin zu den Küsten oft auch als Opportunisten mit einem breiten Spektrum an Säugetieren im Speiseplan (Echsen, Ratten, Hauskatzen, Rotfüchse u.v.m), aber auch Fische und Krabben, Pflanzen und Früchte sowie die Gelege von Schildkröten und Echsen werden nicht verschmäht, neben einem Wasserbedarf von einem halben bis zu einem Liter je nach Jahreszeit.

In flexiblen Jagdstrategien, die sie den jeweiligen Gegebenheiten anpassen. Bei der Jagd auf große Beutetiere schließen sich – aus Gründen der Effizienz und evtl. Gefahr -zwei oder mehr Mitglieder des Rudels zusammen, die Jagd auf kleine Säuger bedarf dieses Zusammenschlusses nicht. Es ist oft der Nachwuchs von großen Säugetieren, der bevorzugt erbeutet werden soll, deshalb werden in üblicher Dingotaktik die Muttertiere abgelenkt; denn Dingos wissen, wie gefährlich ihnen z.B. eine Mutterkuh werden kann. Schnell erkennen sie auch, welche Jagdstrategie am sinnvollsten anzuwenden ist bei Tierarten, die sie bisher noch nicht kannten und jagten. So gelang es Dingos in einem Teil Australiens, die noch nie Schafe gesehen hatten, in kürzester Zeit auf eine ganz spezifische, von ihnen entwickelte Weise Schafe zu erjagen und zu töten. Allerdings stehen diese Wolfsbrüder der menschlichen Tötungswut und Blutrausch in nichts nach. Manches Mal töten sie Schafe, scheinbar um des Tötens Willen – die Kadaver bleiben liegen und dienen nicht zur Nahrung – oder ist es das Verwirrspiel der angstvoll umherirrenden Schafe, das diesen Tötungsreiz auslöst –wie Forscher schon vermuteten?

Look at me dad Wikipedia c) Partner und Hund.com
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Jedenfalls lösten die toten Schafe eine Welle des Mordens an den Dingos aus: Sie wurden vergiftet, erschossen, erschlagen – das Schafland, der Südwesten Australiens, von dem übrigen Kontinent durch einen „Dingozaun“ abgetrennt und komplett von den australischen Wölfen befreit.

Zwiespältig ist das Verhältnis der menschlichen Bevölkerung zu dem Dingo, das die ganze Palette zwischen Unkenntnis und Kenntnis, zwischen Unwissen und Wissen über das Wesen der Dingos wiederspiegelt. Immer noch wird das Wort „Dingo“ als Beschimpfung für ein menschliches Individuum feigen und hinterlistigen Charakters genutzt. Viele sehen in dem Dingo einen Wolf und ein nützliches Wesen zur Begrenzung von Überpopulationen „eingeschleppter Tierarten“ wie Kamelen, Wasserbüffeln und Hirschen. Andere behandeln sie wie Haushunde. Die Wahrheit liegt mit Sicherheit dazwischen.

In ihrem Sozialverhalten den Grauwölfen am ähnlichsten, mit Rudelbildung in den Gebieten, die es erlauben, fester Paarbildung besonders in Zeiten der Welpenaufzucht, aber mit festem Territorialverhalten – mehr als 20 km entfernen sie sich nicht von ihrem Geburtsort – scheinen sie intelligenter als Grauwölfe zu sein, reagieren auf menschliches Fingerzeigen, erkennen besser als Haushunde transparente Barrieren, die umgangen werden müssen und verständigen sich mit einer viel größeren Bandbreite an Lautäußerungen als Wölfe oder Haushunde, die von kurzem geräuschhaftem Bellen über Mischlaute bis zu verschiedenen Arten des Heulens bis hin zum Knurren reichen, meistens als Mischlaut, das etwa 65 % der Kommunikationslaute beträgt.

Du solltest erkennen, Wanderer, dass die australischen Wölfe wenig Respekt vor den Zweibeinern zeigen, besonders das Füttern der Dingos kann extreme Probleme verursachen, auf diese angenehme Futterquelle verzichten sie nur ungern und suchen ihre Nahrungsquelle in menschlicher Nähe. Was Wunder, wenn sie die Mülleimer bewohnter Gebiete angestammtes als ihr Territorium betrachten und entsprechend verteidigen... Es gilt als gesichert, dass in Australien zukünftig mehr von verwilderten Haushunden bevölkert sein wird, als vom genetisch unvermischten Canis lupus dingo.

Was die Nachfahren der weißen Siedler vergessen, Dingos sind die Tiere der Traumzeit und haben auch heute noch ihren Platz in den Riten der indigenen Bevölkerung. Mythen erzählen von besonderen Begabungen und Begebenheiten, dass sie z.B. das Übernatürliche sehen und in Verbindung mit heiligen Orten und Totems stehen.

Frage mich nicht nach dem Wahrheitsgehalt aller Geschichten, Wanderer: Lehre ich dich nicht immer wieder, ich Amarok, ein Mythos aus Urzeiten?

Sieh hin – wie ich hinsehe!