Canis lupus pallipes - der Indische Wolf

Halbwüste Jordanien (Wikipedia c) Stefan Volk)
Halbwüste Jordanien (Wikipedia c) Stefan Volk)

 

Klein und hager (91 cm lang, 66 cm Schulterhöhe, Schwanzlänge 41 bis 46 cm) mit sandfarbenem bis gelbbraunem, zuweilen rötlich gefärbtem, dichtem (im Sommer dünnerem) Fell, mit wenig Unterwolle – bis zu ihrem völligen Fehlen - durchstreifst du die Ebenen Bengalens, Vorderindiens, von Sindh bis Kamataka im Süden. Man glaubt dich in Vorderasien und Mesopotamiens zu sehen und auch im Westen Nordarabiens. Ist es so, dass du in Indien sog. aride (trockene) Gebiete wie z.B. die Halbwüsten Ghajards bewohnst (mit nur 300 mm Jahresniederschlag) und auch fähig bist in Gegenden mit bis zu 1500 mm Jahresniederschlag – wie in Bihar und Orissa – dein Dasein zu fristen. Du neigst zu kleinen Kernfamilien mit sechs bis acht Tieren, Geburten erfolgen von Mitte Oktober bis Ende Dezember. Blind werden die Welpen mit Schlappohren und einem weißen Fleck auf der Brust, der sich mit zunehmendem Alter verliert.

 

Nur noch wenige Deiner Art leben in ihrem natürlichen Habitat, wieviele seid ihr noch? 500? 3000? Und bist Du wirklich eine Unterart des Canis lupus oder eine eigenständige Art, zusammen mit dem tibetischen Wolf? Die Wissenschaftler streiten sich darüber...Doch die Behauptung, dass du ein „man eater“, ein „Menschenfresser“, wärest, gehört wohl genauso in das Reich der Phantasie und des Vorurteils, wie die Märchen von den menschenfressenden Wölfen der westlichen Welt.

 

Indischer Wolf (Wikipedia c) Farhan)
Indischer Wolf (Wikipedia c) Farhan)

 

Wichtig ist nur, dass du seit 1972 unter einem besonderen Schutz stehst in isolierten Gebieten. Seltsam aber, dass ein Großteil von euch in trockenen Gebieten außerhalb der Schutzzonen lebt und sich angeblich oft von Haustieren - z.B. Schafen und Ziegen - ernährt, während in den Habitaten, in denen noch die natürlichen Beutetiere, wie die Hirschziegen-Antilopen, Hasen und Nagetiere reichlich vorhanden sind, z.B. im Blackbuck Nationalpark, dieses Nahrungsangebot bevorzugt wird. In Vorderasien und Mesopotamien stehen dagegen u.a. Rotwild, Wildschweine, Gold-Schakale, Steinböcke und Gemsen auf dem Speiseplan.

 

Doch jenseits aller Greuelmärchen und menschlicher Dummheit gibt es dich noch, bereicherst immer noch die Vielfalt der Spezies, aber kein Heulen klingt in deinen Jagdrevieren durch die Nächte, obwohl du in der Lage dazu wärest, ein Rätsel für die Experten der Zweibeiner. Vielleicht liegt es einfach daran, dass du deine Territorien nicht so weit ausgedehnt hast, dass du deine Familie nicht rufen musst, die sich wahrscheinlich immer in einem von vornherein klar „abgesteckten“ Raum bewegt und jagt.

 

 

 

Indische Woelfe - Wikipedia c) L. Shyamal
Indische Woelfe - Wikipedia c) L. Shyamal

Wenn der Morgen tagt,

endet die nächtliche Jagd

in den Revieren des

Canis lupis pallipes,

den letzten ihrer Art