Herde von Choctaw-Pferden
Herde von Choctaw-Pferden

Die Rede des Stammesführers der Choctaw am Missisippi - des Halbblut-Indian-Native Colonel Samuel Cobb

an den Indianerbeauftragten Captain J.J. McRea 1842

William A. Cobb, Sohn von Samuel Cobb
William A. Cobb, Sohn von Samuel Cobb

Sie waren bekannt für ihren religiösen und sportlichen Ritus des Ballspiels, mit dem sie ihre Meinungsverschiedenheiten klärten, das Volk der Choctaws - ein pferdeloser Stamm - vom unteren Mississippi. Gewalt sollte nicht angewandt werden. Zum Beginn des Spiels wurden aus diesem Grund die Waffen abgegeben, ein Spiel, das mit zwei Schlägern für jede Partei ausgeführt wurde. Dieses Ball-spielende. eigentlich friedliebende Volk aber auch der mutigen Kämpfer, wurde anlässlich der  Verhandlungen vom Dancing Rabbit Creek (27. September 1830) dazu bewogen (durch Einschüchterung und Bestechung), ihr angestammtes Land am Mississippi und in Alabama abzutreten und in ein Indianer-Territorium in Oklahoma überzusiedeln.  Den zurück gebliebenen Choctaw war vertraglich das Recht zur Bleibe und Besitzrechte auf Teile des Landes zugesichert worden, Rechte die die Choctaws (auch als Chahta erwähnt)) aus offenkundigen Beweggründen nicht in Anspruch nahmen. 1831 traten Zehntausende Chahta den "Pfad der Tränen" in das 800 km entfernte Oklahoma an. Viele erreichten nicht das Ziel und starben unterwegs.  Ein entsetzliches Schicksal, obwohl die Choctaws resp. Chahtas nie Krieg gegen die Euro-Amerikaner geführt hatten!

Gemälde von George Catlin: Choctaws beim Ballspiel, von den Weißen "Lacrosse" genannt.
Gemälde von George Catlin: Choctaws beim Ballspiel, von den Weißen "Lacrosse" genannt.
Bekannter Choctaw-Ballspieler  Tullockchisko von George Catlin
Bekannter Choctaw-Ballspieler Tullockchisko von George Catlin

Der Vertrag 

„Jedem Chahta-Familienoberhaupt, das den Wunsch hat zu bleiben und Bürger der USA zu werden, soll erlaubt werden, dies zu tun, indem er innerhalb sechs Monaten nach der Ratifizierung dieses Vertrags seine Absicht dem Indianeragenten anzeigt. Er oder sie wird daraufhin eine Reservatsektion von 640 Acres Land erhalten, die das Überleben sichern soll. Jedem unverheirateten Kind über zehn Jahren, das mit ihm lebt, soll die Hälfte dieser Menge zugewiesen werden, jedem Kind unter zehn Jahren ein Viertel. Diese Flächen sollen der Fläche der Eltern angrenzen. Wenn sie auf diesem Land leben und bis fünf Jahre nach Ratifizierung dieses Vertrags versuchen, Bürger der Vereinigten Staaten zu werden, sollen sie auch einen kleinen Beitrag erhalten, d. h. die Reservation soll den aktuellen Zuwachs des Familienoberhaupts oder einen Teil davon einschließen. Personen, die die Vertragsbedingungen nicht erfüllen, sollen nicht das Privileg eines Chahta-Bürgers verlieren, haben jedoch, sollten sie jemals zurückkehren, kein Recht auf irgendeinen Anteil der Chahta-Annuität.“

– Vertrag von Dancing Rabbit Creek, ART. XIV.
Choctaw-Gruppe in ihrer Tracht
Choctaw-Gruppe in ihrer Tracht

Aber bereits im Jahre 1842 erschien erneut ein Indianerbeauftragter, Captain J.J. McRea, der die verbliebenen Choctaws zur Emigration zu überreden versuchte, da sie hier nicht mehr "ihre Versammlungs-Feuer entzünden dürften" und sie keine Zukunft hier mehr hätten und führte weiter aus:"...aber wenn die Choctaws die Hand ihres "Großen Vaters" ergreifen, sie in ihre Heimat im Westen zu führen, dann werdet ihr neue Hoffnung schöpfen, und eure Zukunft wird rosig sein". Zwei Tage nach diesem Angebot McReas antwortete der Halbblut-Native Häuptling  Colonel Samuel Cobb im Namen der Choctaws:

Gemälde: Choctaws gehen entlang eines Flußlaufes
Gemälde: Choctaws gehen entlang eines Flußlaufes

Die Rede:

Bruder (gemeint war William Tyler, Indianer-Beauftragter,  der Bruder des 10. Präsidenten der U.S.A. John Tyler von 1841-1845) : Wir haben Deine Worte gehört, als kämen sie von den Lippen unseres Vaters, des großen weißen Häuptlings in Washington, und mein Volk hat mich gebeten zu antworten. Der rote Mann hat keine Bücher, und wenn er sagen will, was er denkt, spricht er mit dem Mund wie seine Väter vor ihm. Er hat Angst vor dem Schreiben. Wenn er spricht, weiß er, was er sagt. Der Große Geist hört ihn. Die Schrift ist die Erfindung der Weißen. Sie gebiert Krieg und Leid. Der Große Geist spricht. Wir hören ihn im Donner, im Singen des Windes und im Wasser. Niemals schreibt er. 

Bruder: Als ihr jung wart, waren wir stark. Wir kämpften an eurer Seite. Jetzt aber sind unsere Arme zerbrechlich. Jetzt seid ihr mächtig und stark. Mein Volk ist klein geworden. 

Bruder: Meine Stimme ist schwach, du kannst sie kaum hören. Es ist nicht der Schrei eines Kriegers, es ist das Wimmern eines Kindes. Als ich über die Leiden meines Volkes klagte, habe ich meine Stimme verloren. Dies hier sind ihre Gräber, dort in den alten Föhren hörst du die Geister unserer Toten. Ihre Asche ist hier. Wir wurden zurück gelassen, um sie zu bewachen. Fast alle unsere Krieger sind in das ferne Land im Westen gegangen, Unsere Toten aber sind hier. Sollten auch wir gehen und ihre Knochen den Wölfen lassen?

Bruder: Zweimal kam und ging der Schlaf seit wir dich reden hörten.  Über das, was Du sagtest, haben wir nachgedacht. Du verlangst von uns, dass wir unser Land verlassen, und du sagst, es sei der Wunsch unseres Vaters. Wir möchten unseren Vater nicht kränken. Wir achten ihn, und wir achten dich, seinen Sohn. Aber der Choctaw denkt immer nach. Wir brauchen Zeit zur Antwort. 

Bruder: Unsere Herzen sind schwer. Vor zwölf Wintern haben unsere Häuptlinge unser Land verkauft. Alle Krieger, die du hier siehst, waren gegen diesen Vertag. Hätte man die Stimmen der Toten zählen können, wäre dieser Vertrag niemals gemacht worden. Sie waren hier, aber sie waren weder zu sehen noch zu hören. Ihre Tränen waren im Regen, ihre Stimmen waren im Wind. Aber die Weißen wussten es nicht, und unser Land wurde genommen.

Bruder: Wir klagen jetzt nicht. Ein Choctaw leidet, aber er weint nicht. Du besitzt den starken Arm. Wir können ihm nicht widerstehen. Aber der weiße Mann betet zum Großen Geist. Der rote Mann tut es auch. Der Große Geist liebt die Wahrheit. Als ihr unser großes Land genommen habt, habt ihr uns einen Teil davon versprochen. Euer Versprechen steht dort in dem Buch. Zwölf mal ist das Laub von den Bäumen gefallen, doch wir haben kein Land bekommen. Unsere Versammlungshäuser wurden uns weggenommen (die Choctaws lebten in Häusern, nicht in Tipis). Der Pflug des weißen Mannes gräbt die Knochen unserer Väter aus. Wir wagen nicht mehr, Feuer zu machen. Und noch immer erzählst du uns, wir könnten hier bleiben, und du würdest uns Land geben. 

Bruder: Ist das die Wahrheit? Aber wir glauben, dass unser großer Vater uns jetzt hören wird, da er weiß in welcher Lage wir sind. Wir sind weinende Waisen in unserem eigenen Land. Doch unser Vater wird uns bei der Hand nehmen. Wenn er sein Versprechen erfüllt, werden wir ihm antworten. Er meint es gut, wir wissen es. Aber wir können jetzt nicht denken. Unsere Leiden haben uns zu Kindern gemacht. Wenn unsere Angelegenheit geregel ist, werden wir wieder Männer sein. Dann werden wir mit unserem Großen Vater über seinen Vorschlag sprechen. 

Bruder: Du stehst in den Mokassins eines großen Häuptlings. Du sprichst die Worte einer großen Nation, und deine Rede war lang. Mein Volk ist klein.

Der Schatten meiner Leute reicht bis kaum an dein Knie. Wenn ich rufe, höre ich meine eigene Stimme im Wald , und keiner antwortet mir. Deshalb meine wenigen Worte. Ich habe nichts mehr zu sagen. Aber ich will, dass dem großen Häuptling der Weißen, dessen Bruder an deiner Seite steht, gesagt wird, was ich gesagt habe." (Rede entnommen aus dem Buch "Der Große Geist spricht" von William Arrowsmith und Michael Korth,Patmos-Verlag 2004)

Epilog

Als im Jahre 1847 in Irland eine Hungersnot ausbrach, sammelte eine Gruppe der Chahta 710 Dollar und sandte sie nach Irland, um den hungernden irischen Männern, Frauen und Kindern zu helfen. „Es ist erst sechzehn Jahre her, seit die Chahta den ‚Pfad der Tränen‘ erfahren haben und sie haben das Verhungern selbst geschaut“... Eine großartige länder- und menschenverbindende Geste. Heute wären die gespendeten 710 Dollar etwa eine Million wert.

 

Zählt man heute die Stammesmitglieder aller Choctaws zusammen, so bilden sie, neben den Cherokee und Navajo, einen der größten Indianerstämme der U.S.A!!