Powwow, das einende Band

 

Lerne – ich will Dich lehren...

 

Hast Du den Weckruf gehört? Die Sonne geht auf und die Stimme des Rufers erschallt, sie ruft zum großen Powwow. – Mit diesem Awakening nimmt ein auch heute noch großes festliches Ereignis im Leben meiner Brüder, den Indian Natives oder - wie Du sie nennst - den Ureinwohnern Nordamerikas seinen Lauf. Du siehst wie sie zusammentreffen mit ihren Verwandten, Bekannten und Freunden, mit gemeinsamen zeremoniellen Tänzen, Gesängen, dem Essen des berühmten Frybread, dem Tragen alter Trachten...Aber kennst Du auch den tieferen Sinn, den Quell dieses zelebrierten Gemeinschaftslebens?

 

So erkenne, dass neben den geschichtlichen, eigentlich kriegerischen Ursprüngen das Powwow dem Urgrund des Wissens um das gemeinsame Band, das alles auf diesem Erdball miteinander verbindet, entspringt. Diese unvergängliche Wahrheit aus dem Urgrund des Lebens wurde bewahrt und weitergegeben, hin durch alle Fährnisse der Zeit und des Lebens.

 

Gewaltige Kräfte entfalten sich vielfach durch das Powwow – im Knüpfen von Kontakten, des voneinander Lernens und Verstehens, als Erfüllung der Bedeutung des Wortes, das – der Sprache der Narranganset entliehen - soviel bedeutet wie „Schamane“ oder „spiritueller Führer“.

 

Nur so ist es zu erklären, dass weder alle Demütigungen, Einkerkerungen, Zwangsinternierungen in Reservaten, noch Ermordungen, Zwangschristianisierungen , Enteignungen und Plünderungen, Landraub und Raub der Bodenschätze aus dem Urbesitz meiner Brüder,der Indian Natives, die bis in die heutige Zeit des“ christlichen“ Amerika fortdauern, haben nicht bewirken können, dass das geheimnisvolle Band zur Natur, ihren Pflanzen, ihren Tieren je gerissen ist. Selbst die Tatsache, dass die einst so stolzen Völker der Sioux, wie z.B. auch meine besonders geliebten Brüder, die Lakota im Pine-Ridge-Reservat, arbeitslos, verelendet und zum großen Teil dem Alkohol verfallen sind, dieses Volk nich daran hindert, im Respekt vor den Ahnen, Verehrung der Mutter Erde mit allem, was von ihr und durch sie lebt, und Wakan Tanka, dem großen Geist, dem ersten Vorfahr, zu leben.

 

Bist Du, Wanderer und Schüler, ein Europäer? Schaust Du oft mit Entsetzen was den Urvölkern Amerikas durch die Arroganz und das Unverständnis der Ursupatoren angetan wurde. Doch diese sog. Einwanderer waren Verwandte und Geschwister Deiner Vorfahren bzw. anderer europäischer Nationen. Ahnst Du, wie wichtig die menschliche Verbindung zur Natur ist mit allem Leben darin, spürst Du etwas von dem, was „Indianer sein“ bedeutet, erinnerst Du Dich der großen Häuptlinge der „500 nations“, wie Worm, Sitting Bull, Red Cloud und Touch the Cloud und der vagen Hoffnung des großen See-at-lah (Seattle), Häuptling der Suquamish, in seiner unvergänglichen Rede, „den Worten wie Sterne“: „Vielleicht sind wir doch Brüder... wir werden sehen“.

 

Bis heute, Wanderer, ist das Powwow das Symbol des einenden Bandes des Wesens aller Dinge geblieben. Hörst Du den Weckruf?

 

Pilamaye yelo he

sagt Dir Amarok und erinnert Dich daran, dass ein einendes Band und Verbundenheit wärmen kann wie eine warme Decke im Winter...