Auch die Jahreszeit der Freude barg noch viele Gefahren in sich, es gab Feinde. Man vergaß das Risiko dieser Bedrohung nicht, deshalb wurden die Pferde, in der Nähe des Lagers gehalten, von jungen Männern tagsüber bewacht und abends näher zum Lager gebracht und zur Nach angepflockt. Die Leute begrüßten nicht nur einander, auch die Geschehnisse des Jahres wurden besprochen. Kriegsgeschichten wurden immer und immer wieder erzählt; denn Krieg stand im Mittelpunkt des Interesses, weil beim Sonnentanz die Gelübde vieler Krieger eingelöst werden sollten.
Es war zu allen Zeiten üblich, dass bei Gefahr für einen Kriegertrupp alle seine Mitglieder schworen. am nächsten Sonnentanz teilzunehmen, beim Sonnenaufgang wurde der Schwur geleistet und zwar von einem Krieger, der bereits einen ähnlichen Schwur erfüllt hatte. War dabei Zeit genug, ein geeignetes Opfer anzubieten, hielt jeder der Krieger des Trupps dieses Opfer in der linken Hand, erhob die rechte während der Schwur ausgesprochen wurde, wobei der gesprochene Schwur eines Mannes lediglich beinhaltete, dass er am Tanz teilnehmen würde. Aber der Schwur tief in seinem Herzen war ein anderer und beinhaltete etwas anderes, vielleicht um seine Familie wiederzusehen, dass ein krankes Familienmitglied wieder gesunden möge u.v.m. Die Mämmer wussten nur zu gut, dass sie den Schwur auch selbst dann einlösen mussten, wenn sie besiegt würden und bei ihrer Heimkehr ein verlassenes Tipi vorfänden. Wenn sie die Einlösung ihres Schwures schuldhaft veräumten, würden sie von den gewaltigen Kräften der Natur heimgesucht.
Führende Männer des Stammes gehörten zu verschiedenen militärischen Bünden resp. Gesellschaften, wie z.B. den Krähenbesitzern, den Starken Herzen, den Reitern der weißen Pferde oder dem Wolf-, Dachs- oder Fuchsbund, die sich unmittelbar wenige Tage vor dem Sonnentanz trafen, um den kuwa´kiya´pi (Fürsprecher), den itan´can (Anführer der Tänzer), die vier jungen Männer, die den heiligen Pfahl aussuchen und jene vier Jungfrauen, die denselben fällen sollten, zu wählen. Die Häuptlinge fanden sich ebenso im Ratszelt ein, wnn immer es eine Angelegentheit zu regeln galt. Natürlich war es im Voraus bekannt, wer als Fürsprecher und als Anführer der Tänzer ausgewählt werden sollte. Es waren wichtige Ämter, die niemals an unwürdige Männer bekleidet werden durften, Der Fürsprecher hatte bestimmte Tätigkeiten auszuführen, z.B. das Darbringen von Gebeten für die Stammesmitglieder, das Singen von Liedern, zeremonielle Tätigkeiten wie das Bemalen heiligen Pfahls (can wakan`) oder die Herrichtung des heiligen Platzes (owan´ka wkan´) . In den vier Nächten wurde mit denen geprobt, die trommeln, singen oder tanzen würden und jeder wurde sorgfältig in seine Rolle eingewiesen. Eine weitere wichtige, wie auch malerische Figur war der Ausrufer, der bei jeder Stammes-Zusammenkunft. die Ankündigungen verbreitete, vorzugsweise ein alter Mann. Hoch zu Pferde, stattlich gekleidet, eine Adlerfeder aufrecht im Haar und eine Adlerschwinge als Fächer mit sich führend, machte der Ausrufer seine Runde im Zeltkreis und verkündete die Entscheidungen der Ratsversammlung, die Anordnung des Fürsprechers und andere Ereignisse des Tages.
Es folgten die "Tänze der Tapferen" n eine allgemeine Bezeichnung, die auf die verschiedenen millitärischen Bünde hinweist, z.B. wurde der Legende nach der Tanz des Bundes der Starken Herzen durch den Ausrufer mit folgenden Worten angekündigt:
cante'Tin'za wan! I'mnahan waya'tin ktelo'. Hiyu' po!
Starke Herzen! Ihr werdet nach Herzenslust essen. Vorwärts!
Dieser Aufforderung folgten die Mitglieder des Bundes in feinster Kleidung. Der Bund, zusammengesetzt aus Kriegern und gewöhnlich auch Anführern des Stammes, sie paradierten dem Lagerkreis entlang und sangen die Lieder, die sie auf dem Kriegspfad zu singen pflegten., z.B.
kola'pila
blihe'
'ici'po
he lel
onku'pi kin
wanon'yanka ple'.
Freunde
fast Mut
eben hier
kommen wir
sie sehen uns.
Bis zum Sonnentanz gab es zu jeder Zeremonie Gesänge, z.B. beim Aussuchen des Pfahls durh 4 junge Männer, für das Fällen des Pfahls durch junge Frauen oder bei der Rückkehr der jungen Männer oder beim Bemalen des heiligen Pfahls:
ate' - Vater
lena' ta'wa maki'ye - all diese hat er mir zu eigen gemacht'
can mako'baza - die Bäume und die Wälder
na'zin - (welche) stehen
hiye'ye cin - an ihren Orten
Auch zum Aufrichten des heiligen Pfahls wurden Lieder gesungen und nach dem Aufrichten in Nord-Süd-Richtung. Die Tanzeinrichtung hatte einen Durchmesser von 50 Fuß mit einem breiten Eingang im Osten, in seinem Zentrum stand der heilige Pfahl. Ungefähr 15 Fuß westlich dieses Pfahls war ein Quadrat Erde freigelegt worden, aller Bewuchs entfernt, die Erde sorgsam aufgelockert. Dieses Quadrat wurde zum heiligen Platz ernannt und niemand erlaub, zwischen ihm und dem Pfahl hundurchzugehen. In dieses Quadrat zeichnete man 2 sich schneidende Linien gezeichnet, die ein Kreuz bildeten und parallel zu den Seiten des Quadrats verliefen, sich aber nicht berührten. Der Fürsprecher füllte die Furchen mit Taba, die zuvor dem Himmel, der Erde und allen Himmelsrichtungen dargebracht worden waren. Der Tabak wurde mit gemahlenem Zinnoberpulver bedeckt und danach mit schimmerndem Glimmerstaub. Am Schnittpunkt und an den Enden der Linien platzierte er Büschel weißer Adlerfedern. Welch ein Kontrast zwischen dem grünen Rasen, der weichen braunen Erde, dem schimmernden Weiß der Linien und der weißen Adlerfederbüschel! Während der Vorbereitung des Quadrates aus Erde sang der Fürsprecher folgendes Lied::
to'pakiya maka'ta ce'waki yelo' - viermal betete ich zur Erde
owan'ka - einen Platz
waka'gin kta ca - werde ich vorbereiten
oya'te - oh Stamm
wanla'ka pelo' - siehe
Nach diese heiligen Vorbereitungen bedurfte es nur noch der geheiligten Reinigung in der Schwitzhütte, der Sweat lodge. Am nächsten Tag konnte die schmerzhafte Zeremonie des Sonnentanzes beginnen unter Erfüllung der Kriegerschwüre. Auch zum letzten Besuch der Schwitzhütte wurden Lieder gesungen. Nach dem Dampfbad wurden die Tänzer von den Männern bemalt. Es wird von verschiedenen Bemalungsarten berichtet, zum Beispiel am ersten Tag weiße Farbe, der am zweiten Tag Farben hinzugefügt wurden. Allerdings weiß man auch, dass jeder Tänzer seine eigene Farbe besaß.