Foto entnommen aus "Reichenau privat" - der "Hortulus"
Foto entnommen aus "Reichenau privat" - der "Hortulus"

Walahfrid Strabo und seine Gartenfibel, eine Dichtung

Er zeichnete sich nicht nur als begabter Dichter, sondern auch als kenntnisreicher Botaniker und geschätzter Diplomat im karolingischen Reich aus. Sein genaues Geburtsdatum ist nicht gesichert. Es schwankt zwischen 807 und 810, nur von seinem Geburtsort weiß man mehr, es war die liebliche Bodenseeinsel Reichenau. Walahfrid von der Reichenau (mit Beinamen Strabus oder Strabo - der Schielende, auch von sich selbst so genannt), stammte aus ärmlichen, geringen Verhältnissen und wurde bereits in Kindertagen als Oblate in die Obhut des Klosters auf der Reichenau gegeben, Als 15-jähriger trat er in den Benediktinerorden ein. In diesem Alter verfasste er schon ein Gedicht in Namen seines Lehrers Tatto, der aber mit Strenge reagiert, ebenso war Abt Erenbold ihm nicht gewogen, viele Schläge hatte er zu erdulden und litt zudem Not durch Mangel an Kleidung und Nahrung. Aber das änderte sich, nachdem er 823/824 seine Profess abgelegt hatte, begab er sich zum Studium in das Kloster Fulda, wo er von Hrabanus Maurus unterrichtet wurde. Zwischen 829 und 838 lebte er am Hofe Kaiser Ludwigs des Frommen in Aachen und betreute in seiner Stellung als Kaplan die kluge Kaiserin Judith, die zweite Gemahlin des Kaisers . Während dieser Zeit verfasste er etliche Gedichte, die der Hofpoesie zuzurechnen sind, u.a. auch ein rühmendes Gedicht für Judiths Sohn Karl, (als der Kahle in die Geschichte eingegangen), die metrische Fassung der Vita S. Galli (auf Wunsch des St, Gallener Abtes Gozbert), das in 75 Handschriften am weitesten verbreitete Werk und als weitere Folge die Vita S. Otmari. Doch das Heimweh nach der Reichenau quälte ihn, ob in Fulda oder Aachen, die Sehnsucht ließ ihn nicht los, die er in dem persönlichsten seiner Gedichte, im „Metrum saphicum“, ein Lob der Reichenau in alemannisch, zum Ausdruck brachte.

Hrabanus Maurus u. Alcuin u. Otgar. Darstg. Manuskript aus Fulda um 830/40 (Wien, ÖNB cod. 652, fol. 2v)
Hrabanus Maurus u. Alcuin u. Otgar. Darstg. Manuskript aus Fulda um 830/40 (Wien, ÖNB cod. 652, fol. 2v)

838 wollte der noch regierende Kaiser Ludwig, der Fromme, Walahfrid als Dank für seine Hofdienste mit der Abtei Reichenau bedenken, doch der Konvent des Klosters widersetzte sich und verweigerte seine Wahl, möglicherweise auf Betreiben Ludwig des Deutschen, der die Reichenau für sich beanspruchte. Walahfrid flüchtete nach Speyer zu seinem Mentor Grimald von Weißenburg,. Dort musste er abwarten bis Grimald die Aussöhnung mit dem ostfränkischen König herbeiführen konnte, Erst 842 war es endlich soweit, dass Walahfrid sein Amt als 12. Abt des Klosters Reichenau real antreten konnte.

838 wollte der noch regierende Kaiser Ludwig, der Fromme, Walahfrid als Dank für seine Hofdienste mit der Abtei Reichenau bedenken, doch der Konvent des Klosters widersetzte sich und verweigerte seine Wahl, möglicherweise auf Betreiben Ludwig des Deutschen, der die Reichenau für sich beanspruchte. Walahfrid flüchtete nach Speyer zu seinem Mentor Grimald von Weißenburg,. Dort musste er abwarten bis Grimald die Aussöhnung mit dem ostfränkischen König herbeiführen konnte, Erst 842 war es endlich soweit, dass Walahfrid sein Amt als 12. Abt des Klosters Reichenau real antreten konnte.

Notitia gallarium von Grimald (Stifsbibl. St. Gallen)
Notitia gallarium von Grimald (Stifsbibl. St. Gallen)

Auch die Verpflichtungen als Vorsteher des Groß-Klosters hinderten den nunmehrigen Abt nicht daran, weiterhin schriftstellerisch tätig zu sein. Neue Fassungen der Vitae Karls des Großen und seines Sohnes, Ludwig des Frommen, zählten zu diesen Werken und auch die Gartendichtung „De cultura hortorum“ - seinem Schicksalsgenossen und treuen Freund Grimald von Weißenburg gewidmet - könnte zu den Werken gehören, die während dieser Zeit entstanden sind (Wurde möglicherweise auch schon früher verfasst, etwa um 840). Immerhin wird in der Stiftsbibliothek St.Gallen noch Waldahfrids Vademecum mit einer Sammlung ganz unterschiedlicher Früchte zu seinen Studienzwecken aufbewahrt. Da finden sich Auszüge zu antiken Historikern und Grammatikern, zu verschiedenen Alphabeten, zur Medizin und – zu dem ganz speziellen Interesse des Abtes – an Vorzeichen.

 

Dass der Abt auch gelegentlich im Rahmen seines Hofdienstes als Missus tätig war, gehörte ebenfalls zu seinen Aufgaben. Im Rahmen einer solchen Mission zu dem Westfanken-König Karl, (dem Kahlen) ertrank Walahfried bei der Überquerung des Flusses Loire am 18. August 849..

In 444 lateinischen Versen hat Walahfrid in seinem kurz als „Hortulus“ bekannten Gartenbuch 24 Kräuter und Nutzpflanzen beschrieben, als ein Meisterwerk mittelalterlicher Dichtkunst. Er beschreibt dabei ihr Aussehen, Geschmack und Duft und ihre Verwendung in der Pflanzenheilkunde - sozusagen in einem Streifzug durch den Garten - das Werden und Vergehen im Wechsel der Jahreszeiten und die Mühsal der Arbeit des Gärtners. Offenbar bedient er sich dabei des Stils des antiken Dichters Vergil, gleichmäßig fließen die Worte der Verse im Rhythmus des Hexameters, beginnend mit den Worten: „Plurima tranquillae cum sint insigniae vitae ...“/“Zahlreich sind Zeichen und Vorzug des ruhigen Lebens...

Der Liber de cultura hortorum und damit Walahfrids Kenntnis von und Liebe zu den Pflanzen blieb (neben anderen bedeutenden Werken) erhalten. Zauberhaft ist das Gedicht über den Salbei, jenem „Zauberkraut“, das nicht nur von Bakterien heilt, sondern auch über 90 % aller Viren, gut zu wissen in der heutigen Zeit:

 

Salvia


Lelifagus prima præfulget fronte locorum,
Dulcis odore, gravis virtute atque utilis haustu.
Pluribus hæc hominum morbis prodesse reperta
Perpetui viridi meruit gaudere iuventa.
Sed tolerat civile malum: nam sæa parentem
Progenies florum, fuerit ni dempta, peririt
et facit antiquos defunier invida ramos.

 

Salbei

 

„Vorn an der Stirn des Gartens blüht leuchtend der Salbei, der süß duftet, bedeutende Kraft besitzt und heilsamen Trank gewährt. Da er sich bei vielen Leiden der Menschen als hilfreich erwies, verdient er es, sich ewig grünender Jugend zu erfreuen, Doch leidet der Strauch an innerem Streit, denn grausame Sprossen lassen den Haupttrieb verdorren, wenn man sie nicht entfernt, und bringen voller Missgunst die alten Zweige zum Absterben“.

 

 

In der Medizinschule von Salerno, der einzigen von Kaiser Friedrich II. ("stupor mundi") anerkannten Medizinschule wurde das Folgende über den Salbei gesagt:  

„Warum stirbt der Mensch, wenn Salbei in seinem Garten wächst?“ ist ein berühmter Spruch aus der Schule von Salerno, einer der ersten medizinischen Schulen im 14. Jahrhundert. Die Antwort auf die Frage ist zwar die, dass gegen den Tod kein Kraut gewachsen sei, dem Salbei wurde aber seit jeher eine universelle Heilkraft zugeschrieben. Schon die Griechen glaubten, Salbei könne unsterblich machen und für die Römer war der Salbei eine heilige Pflanze, zu deren Ernte nur Bronze- und Silberwerkzeug verwendet werden durften und die Sammler mussten barfuß und sauber sein und durften nur eine weiße Tunika tragen. Salbei hat solch eine wohltuende Wirkung auf sämtliche Infektionen der oberen und unteren Atemwege, als auch auf die Ohren. Leider ist dieses Wissen in Vergessenheit geraten und gerade in unserer heutigen Zeit den Hilfe suchenden Menschen ein großes Geschenk. Salbeifrischpflanzensaft sollte nicht nur für Spülungen verwendet werden, sondern auch zur innerlichen Anwendung. Im akuten Zustand können bis zu 6 x 10 ml täglich eingenommen werden. Zur Infektprophylaxe sind 2 3 x 10 15 ml täglich ausreichend. (Aus Wikipedia)

Eine Miniatur der Medizinschule von Salerno. Darstellg. aus dem Kanon des Avicenna
Eine Miniatur der Medizinschule von Salerno. Darstellg. aus dem Kanon des Avicenna