Salbei

Zauberhaftes Heilkraut

 

 

Cur moriatur homo, cui salvia crescit in horte?“ („Warum stirbt der Mensch, wenn Salbei im Garten wächst?“ – Schule von Salerno ca. 14. Jhd.)

 

Fast unscheinbar wächst bei günstigen Bedingungen manches Mal ein Heilkraut in heimischen Gärten, dessen breites Spektrum vielfältigster Wirkungsweisen heutigentags weitgehend unbekannt scheint. Vergessen ist die Hochschätzung aus alten Zeiten der sommers wie winters mit lanzettlichen, silbergrau bepelzten Blättern ausgestatteten, im Frühsommer sich mit leuchtend blauen Blütenrispen schmückenden Heilpflanze Salvia officinalis, die der Volksmund mit einer Fülle an phantasiereichen Namen zu bezeichnen wusste, z.B. von Altweiberschmecken, Muskatellerkraut über Sälvel, Salf, Salfat und Salser bis zu Zupfblatteln, Selve, Scharleikraut, Zaffe und Zuffen. Dabei ist der sog. „echte Salbei“ (Salvia officinalis) unter den 800 bis 1100 Salbeiarten in aller Welt jene Heilpflanze, die schon in grauen Vorzeiten von Heilkundigen zu den verschiedensten Therapien eingesetzt wurde.

Fast unscheinbar wächst bei günstigen Bedingungen manches Mal ein Heilkraut in heimischen Gärten, dessen breites Spektrum vielfältigster Wirkungsweisen heutigentags weitgehend unbekannt scheint. Vergessen ist die Hochschätzung aus alten Zeiten der sommers wie winters mit lanzettlichen, silbergrau bepelzten Blättern ausgestatteten, im Frühsommer sich mit leuchtend blauen Blütenrispen schmückenden Heilpflanze Salvia officinalis, die der Volksmund mit einer Fülle an phantasiereichen Namen zu bezeichnen wusste, z.B. von Altweiberschmecken, Muskatellerkraut über Sälvel, Salf, Salfat und Salser bis zu Zupfblatteln, Selve, Scharleikraut, Zaffe und Zuffen. Dabei ist der sog. „echte Salbei“ (Salvia officinalis) unter den 800 bis 1100 Salbeiarten in aller Welt jene Heilpflanze, die schon in grauen Vorzeiten von Heilkundigen zu den verschiedensten Therapien eingesetzt wurde.

Nicht nur die Schola Medica Salertinata, die wohl älteste medizinische Lehranstalt des europäischen Mittelalters, rühmte sie mit ihrem bekanntesten Hinweis (siehe oben), sondern auch Griechen und Römer sahen in Salbei eine Pflanze, die Unsterblichkeit bzw. langes Leben verhieß und - ähnlich der heiligen Mistel der Germanen - nur von Priestern in weißen Gewändern mit silbernen oder bronzenen Werkzeugen geerntet werden durfte. Steckt doch in ihrem botanischen Namen das lateinische Wort „salvare“ = heilen, was dieses halbstrauchartige Gewächs aus der Familie der Lippenblütler durch die Jahrtausende immer wieder bewiesen hat. Es sind mit Sicherheit die Inhaltsstoffe dieses „Allrounders“, die so manches Gebrechen lindern können, wie ätherisches Öl, d-Kampfer, Salviol, Salven, Betulin, Asparagin, Bitterstoff, Borneol, Carnosinsäure, Zineol, Flavonoide, Fumarsäure, Gerbstoff, Gerbsäure, Harz, Ledol, Limonen, Menthol, Östrogenartige Stoffe, Oleanolsäure, Pinen, Sabinol, Salizylsäure, Saponine, Terpineol, Thujon, Thymol, Zink, Vitamine, die der Salvia officinalis eine ausgezeichnete antibakterielle, virusstatische, astringierende und fungistatische Wirkung, so dass sie lange Zeit, bevor die pharmazeutische Industrie antivirale Therapeutika entwickelte, die einzige Möglichkeit bot, über 90 % der Viren erfolgreich zu bekämpfen, man kennt daneben auch ihre blutstillende, entzündungshemmende, harntreibende, krampflösende und tonisierende Anwendungsmöglichkeiten, die weit über die üblichen heutigen Anwendungsbereiche wie Schwitzen und Halsschmerzen hinausführen, denn sie kann bei folgenden Leiden eingesetzt werden (in alphabet. Reihenfolge):

Appetitlosigkeit, Blähungen, Bronchitis, Depressionen, Diabetes (unterstützend bei leichten Fällen) Durchfall, eitrige Geschwüre, Exzeme, Erkältungen, Entzündungen der ableitenden Harnwege, Erysipel, Fußschweiß, Gürtelrose, Gallen- und Gedächtnisschwäche, Gesichtsrose, Gicht, Haarausfall, Hauterkrankungen, Heiserkeit, Hemmung der Milchsekretion, Hitzewallungen, Husten, Insektenstiche, Kehlkopfkatharrh, Keuchhusten, Leber- und Lungenschwäche, Magenbeschwerden, Mandelentzündungen, Menstruationsbeschwerden, Mundgeruch und Mundschleimhautentzündungen, Nachtschweiss, Nervenschwäche, Nierenentzündungen, Rachenentzündungen, Raucherhusten, Rheuma, schlecht heilende Wunden, schmerzhaft geschwollene Brüste, starkes Schwitzen, Übergewicht, Verdauungsschwäche, Verstopfung, Wechseljahrsbeschwerden, Weißfluss, Wunden, Zahnfleischbluten und Zahnfleischentzündungen. 

Kräuterbuch des Hieronymus Bock
Kräuterbuch des Hieronymus Bock

Wen wundert es angesichts dieser Vielseitigkeit, dass der Benediktiner und Botaniker Hieronymus Bock im 16. Jhd. dieses Kraut als „bestes teutsches Arzneykraut“ bezeichnete und vermerkte: „Unter allen Stauden ist kaum ein Gewechs über die Salbey, denn es dienet dem Arzte, Koch, Keller, Armen und Reichen“.

Einfach ist sie anzuwenden, die Salvia officinalis, ob getrocknet oder im frischen Zustand, aus etwa 10 kleingeschnittenen Blättern Tee aufbrühen, 3 Tassen über den Tag verteilt trinken, aber nie länger als 3 Wochen, so wird eine Verkehrung der Wirkungsweise ins Gegenteil verhindert.

 

Mag es auch sein, dass alte Zweige absterben, er verjüngt sich jeden Sommer, dehnt sich aus und bietet trotzig dem Winter die Stirn. Dem Zauber eines Salbeibusches im Garten kann sich niemand entziehen, ganz gleich ob er seine Blätter zum Würzen von Speisen oder als wirkungsvolle Arznei zur Verfügung stellt, ob seine blauen Blütenrispen als Bienenweide dienen oder sein Duft über dem Garten liegt wie ein Heilsversprechen.

 

 

Ein Wissen und Empfinden, das Walahfrid Strabo im 9. Jahrhundert schon fast poetisch beschrieb, seine Erwähnung des Salbeis in seinem Buch „Über den Gartenbau“ (De cultura hortorum) gleicht einer Ode:

 

Leuchtend blühet Salbei ganz vorn am Eingang des Gartens,
süß von Geruch, voll wirkender Kräfte und heilsam zu trinken.
manche Gebresten der Menschen zu heilen, erwies sie sich nützlich,
ewig in grünender Jugend zu stehen hat sie sich verdient.
Aber sie trägt verderblichen Zwist in sich selbst: denn der Blumen
Nachwuchs, hemmt man ihn nicht, vernichtet grausam den Stammestrieb,
lässt gierigem Neid die alten Zweige ersterben.

 

 

Hiernonymus Bock schreibt sein Kräuterwissen nieder
Hiernonymus Bock schreibt sein Kräuterwissen nieder